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Direktionsgebäude Öffentliche Landesbrandkasse, Anerkennung

Direktionsgebäude der Öffentlichen Landesbrandkasse Oldenburg

Wettbewerb 2021: Anerkennung
mit nsp landschaftsarchitekten + stadtplaner schonhoff schadzek depenbrock

Städtebauliche Einbindung / Entwurfskonzept
Das Grundstück für das neue Hauptgebäude der Oldenburgischen Landesbrandkasse liegt an einem städtebaulich wichtigen Gelenk zwischen dem Bahnhof und der historischen Innenstadt. In direkter Nachbarschaft befindet sich das Museumsforum mit Horst-Janssen-Museum, den historischen Villen und dem Stadtmuseum. Die umliegende Bebauung ist sowohl von älteren kleinteiligen als auch großmaßstäblichen Kubaturen geprägt.
Durch den Neubau des Direktionsgebäudes entsteht die einmalige Chance einen Raum in zentraler Lage zu schaffen, welcher einen angemessenen Auftakt für das gesamte städtebauliche Ensemble bildet. Ziel ist es einen Ort entstehen zu lassen, der durch den Dialog zwischen Neubau, Bestand und Freiraumgestaltung eine hohe Identität mit eigener Charakteristik bildet.
Der Neubau der „Öffentlichen“ wendet sich mit einem Hochpunkt in Richtung Stadt und Lappankreuzung. Durch seine Ausrichtung tritt der Baukörper in einen Dialog mit der bestehenden Bebauung und bildet eine prägnanten Raumkante.
Die Ordnungslinien des Baukörpers nehmen die der vorhandenen Gebäude auf dem Grundstück und an der Moslestraße auf. Zur Lappankreuzung folgt der Neubau dem leicht abknickenden Straßenverlauf und leitet so auf den Horst-Janssen-Platz ein.
Während sich der 7-geschossige Bauteil als markanter Hochpunkt und Auftakt der Stadt zuwendet, bildet ein dreigeschossiger Teil den Übergang zum Stadtmuseum. Der gemeinsame Vorplatz wird hierdurch gefasst und eine angemessene Maßstäblichkeit zum Vorplatz definiert.
Ein weiterer Hochpunkt wird an der Kreuzung Raiffeisen- und Moslestraße formuliert und hierdurch ein Auftakt in Richtung Bahnhof gebildet. Die Blickrichtung zu den historischen Villen bleibt erhalten.
Rücksprünge in den oberen Geschossen gliedern das Gebäudevolumen und vermitteln zu den Nachbarbauten. Im Zusammenspiel mit den umliegenden Gebäuden ergibt sich eine Torsituation, die als Einführung in die Stadt dient.

Gebäudecharakter und Fassadensprache
Die Differenzierung des Baukörpers, die Gliederung der Fassade aber auch die Wahl der Materialien wie sandfarbener Beton und hellem Klinker verleihen dem Gebäude einen eleganten und zeitlosen Charakter. Die vorgehängte Lisenenstruktur bildet ein Gewand welches die Kubatur stärkt und die Geschosse zu einer Einheit zusammenwachsen lässt. Je nach Blickwinkel öffnen und schließen sich Ein- und Ausblicke. Die Sonnenschutzscreens verleihen der Fassade zusätzlich spielerische Lebendigkeit.
Vertikal gliedert sich die Fassade des Neubaus in eine Erdgeschosszone, einen Mittelteil und in zwei gestalterisch zusammengefasste Obergeschosse.
Der schlanke elegante Charakter wird durch die Überhöhung der beiden oberen Geschosse noch verstärkt. Den vertikalen Betonlisenen stehen die horizontalen Mauerwerkselemente im Bereich der Geschossdecken gegenüber, die sich mit dem Fassadenraster verweben und somit eine beruhigende und ausgewogene Erscheinung aus horizontaler und vertikaler Betonung bewirken. Das Material und die Oberflächenbeschaffenheit des Mauerwerks nimmt dabei Bezug zum Neubau des Stadtmuseums.
Aus dem Raster der oberen Geschosse läuft die Fassade im Erdgeschoss in offenen Bögen aus. Sie nehmen die weiche Formensprache des Horst-Janssen-Museums auf und verleihen dem Baukörper Dynamik und Identität. Wie ein leichter Vorhang wird ein Filter gebildet der die im Erdgeschoss liegenden Räume zum öffentlichen Straßenbereich abgegrenzt ohne Durchblicke zu verhindern. Die aufstrebenden Bögen inszenieren den Vorplatz und weisen in Richtung Eingangsbereich. Das Erdgeschoss wird großzügig verglast, wodurch das Gebäude einen leichten und einladenden Charakter erhält.

Erschließung und Organisation
Der Haupteingang befindet sich am Horst-Janssen-Platz und leitet den Besucher in das großzügige und lichtdurchflutete 2-geschossige Foyer. Das Gebäude ist im Inneren von offenen und einladenden Zonen geprägt. Ankommende Besucher können aus dem Foyer alle öffentlich zugänglichen Räume erschließen oder werden von Mitarbeitern zu ihren Besprechungsterminen aus dem Wartebereich abgeholt.
Die öffentliche Kantine öffnet sich zum begrünten Innenhof und bietet außerdem Aus- und Einblicke zum Straßenraum an der Moslestraße. Während des Regelbetriebs finden 140 Personen Platz, für Veranstaltungen können 199 Sitzplätze geschaffen werden.
Das Café wird direkt vom Foyer erschlossen und orientiert sich zum gemeinsamen Vorplatz des neuen Stadtmuseums. Eine Verzahnung mit dem Stadtmuseum ist hier durchaus beabsichtigt, da sich die Öffentliche auch als Förderer der Kunstszene engagiert und eigene Kunstobjekte und Veranstaltungen im Foyerbereich platzieren wird.
Der Personaleingang wird an der Raiffeisenstraße vorgesehen, die überdachte Warenanlieferung erfolgt über den alten Haupteingang neben der Tiefgaragenzufahrt.
Die vertikale Erschließung erfolgt über eine großzügige Treppenanlage, welche im Foyer auch als Sitzstufenanlage formuliert wird, um auch Raum für verschiedene Kulturveranstaltungen und Ausstellungen zu bieten. Im weiteren Verlauf erschließt die Treppenanlage die oberen Büroflächen und bietet dabei stets Ausblicke in den begrünten Innenhof. Hierdurch wird zur fußläuferischen Erschließung animiert und interne Treffpunkte und Kommunikation werden gefördert.
Sämtliche Geschosse sind barrierefrei über Aufzüge zu erreichen. Im Erdgeschoss ist ein barrierefreier Rundgang durch alle Gebäudeteile möglich. In den oberen Geschossen gleichen Differenzstufen die Höhenunterschiede zwischen Neubau und den beiden Altbauten aus.
Die Büros zeichnen sich durch großzügige und helle Arbeitsbereiche aus. Es sind sowohl offene Bürostrukturen (Businessclub) als auch kleinere Einheiten für ruhigeres Arbeiten vorgesehen. Auch das nachträgliche Abtrennen von Büroräumen ist möglich. Das gewählte Fassaden- und Tragraster von 5,10m ermöglicht eine flexible Aufteilung mit einer wirtschaftlichen Raumausnutzung unter Berücksichtigung der nach Arbeitsstättenrichtlinen vorgesehenen Bewegungsflächen.
Insgesamt finden neun Homebases mit 26 bis 40 Arbeitsplätzen im neuen Gebäude Platz (296 Arbeitsplätze entstehen insgesamt). Im fünften Geschoss ist die gesamte Ebene mit Schulungsräumen versehen. Balkonflächen ermöglichen einen Pausenbereich im Freien mit hoher Qualität.
Der Vorstandsbereich ist mit seiner besonderen Positionierung im obersten Geschoss angemessen platziert. Ein freier Blick über die Stadt ist hier möglich, eine Dachterrasse unterstreicht die Besonderheit des Ortes.
Für alle Mitarbeiter und Besucher werden Vielfältige Außenflächen wie ein Wintergarten Richtung Stadtmuseum, Terrassen und Balkone in den oberen Staffelgeschossen geschaffen und bieten trotz Straßennähe wertvolle Aufenthaltsbereiche und Ausblicke auf die Stadt.
Durch gezielt gesetzte Türanlagen mit Zugangsbeschränkungen sind alle Bereiche voneinander abtrennbar. Die Bereiche zur Fremdvermietung sind somit frei wählbar. So können z.B. eine gesamte Etage oder auch einzelne Homebases vermietet werden.
Umgang mit den Bestandsgebäuden
Aufgrund der geringen Geschosshöhe im Bestandsgebäude Haus C und der Lage zur stark befahrenen Moslestraße wird ein Abbruch der oberen Geschosse vorgesehen. Der Einbau von Lüftungstechnik bei ausreichender Raumhöhe wird so ermöglicht und ein durchgängiges Erscheinungsbild gewährleistet. Das Haus A erhält an der Stirnseite eine neue Fassade um eine einheitliche Fassadensprache und einen nahtlosen Übergang zum Stadtmuseum zu ermöglichen. In dem vorderen Bereich werden die Geschossdecken angepasst, um den Vorplatz des Stadtmuseums ohne Differenzstufen erreichen zu können.

Tragwerk und Gebäudetechnik
Das Tragwerk des Neubaus besteht aus Stahlbetonflachdecken, tragenden Stützen in der Außenfassade und Stützen im Innenraum, welche ein Tragraster von ca. 5,00 m nicht überschreiten. Die Aussteifung erfolgt über Treppen- und WC-Kerne. Der Lastabtrag im Bereich des Bestandsgebäudes Haus C erfolgt über Lastverteilung auf die vorhandenen beiden Kellergeschosse. Aufgrund der Lage an einem stark befahrenen Verkehrsknotenpunkt ist davon auszugehen, dass eine reine Fensterlüftung für die Büroflächen im Neubau nicht ausreichend sein wird. Die Lüftungsanlagen werden dezentral den verschiedenen Bereichen zugeordnet. Die Wärme- und Kälteerzeugung erfolgt über eine Luft-Wasser-Wärmepumpe, da die Anordnung von Erdsonden auf dem Grundstück außerhalb der überbauten Flächen nicht möglich ist. Die Wärme- bzw. Kälteabgabe erfolgt über den Heizestrich, welcher als Anhydridestrich auf dem Hohlraumboden ausgeführt wird. Elektro- und EDV Installationen können hier flexibel und nachrüstbar verlegt werden. Eine übermäßige Aufheizung des Gebäudes wird durch Sonnenschutzverglasung und außen liegenden Sonnenschutz vermieden. Zur Gewährleistung einer guten Raumakustik werden die Decken in Teilen mit Akustikelementen ausgeführt. Im 5. und 6. Obergeschoss wird wegen des höheren Lüftungsbedarfes eine höhere Geschosshöhe vorgesehen. In diesen Geschossen sowie in den Besprechungsräumen werden zusätzlich Kühldecken eingeplant, um auch bei höheren Außentemperaturen eine komfortable Nutzung zu gewährleisten.

Außenanlagen
Die Adresse des Versicherungsbaus wird durch den großzügigen Vorplatz gestärkt. Als Entrée entsteht ein offener, transparenter Raum, temporäre Ausstellungen oder Skulpturen bilden eine einladende Geste und einen „Wegweiser“ für das angrenzende Horst-Janssen-Museum. Großformatiger Betonwerkstein spannt sich linear über die Fläche zwischen Haupteingang und Lappankreuzung und unterstreicht so die Besonderheit des Ortes im räumlich-urbanen Kontext. Die klare Belagsstruktur in changierenden Grau- / Beigetönen nimmt Bezug auf die Fassade des künftigen Neubaus und bildet einen gut begeh- und berollbaren Belag mit größtmöglicher Nutzungsflexibilität. Die radial ausgeprägten Sitzelemente integrieren einen Teil der wertvollen Bestandsgehölze in die Platzfläche und schaffen qualitätsvolle Aufenthaltsbereiche für die Besucher und Passanten im lichten Schatten. Das Bestandsgebäude und die Neubauten bilden einen zentralen Innenhof aus und werden hierdurch zu einem Haus verbunden. Dem hochbaulichen Raumprogramm zugeordnet bilden der Innenhof und die Terrassen unterschiedliche Identitäten aus. Entlang der vertikalen Schichtung bilden sich attraktive Freiräume für Außengastronomie, festliche Empfänge, Begegnung und Kommunikation oder Rückzug in den Pausen. Dieser zentrale Raum ist der Mittelpunkt des neuen Komplexes und zeichnet sich durch räumliche Qualität und Großzügigkeit aus.
Radiale Öffnungen umgeben von Vegetationsflächen und Sitzkanten bilden das Hauptgestaltungsmerkmal im Innenhof und die teilweise Belichtung des Kellergeschosses. Zusammen mit der Grünen Wand, dem „Kräuterregal“, entsteht hier eine angenehme klimatische Situation besonders an warmen Tagen.
Die Terrassen der oberen Geschosse weisen eine einheitliche Formsprache auf; Sitzgelegenheiten, Pflanzinseln und Außengastronomie bilden qualitätsvolle Aufenthalts- möglichkeiten für unterschiedliche Anlässe.
Im Untergeschoss werden Stellplätze für Fahrräder vorgesehen, teilweise auch für größere Lastenräder. Ebenso stehen Plätze für E-Scooter und Ladestationen für e-bikes zur Verfügung. Im Falle einer Sanierung der zweigeschossigen öffentlichen Tiefgarage unter der Straße Am Stadtmuseum könnte über einen Verbindungsgang eine direkte Anbindung an das Untergeschoss und den Aufzug in das Foyer erfolgen. In diesem Fall wäre dieses auch für die Platzierung der Behindertenstellplätze eine gute Alternative.
Der künftige Bürokomplex bietet Raum für zahlreiche Arbeitsformen sowie Nutzergruppen. Die Innenhöfe werden mit unterschiedlichen Gestaltungsthemen belegt um spannende und abwechslungsreiche Raumfolgen für den Aufenthalt in der Pause oder Workshops im Freien entstehen zu lassen.
Insgesamt entsteht durch die vorgeschlagenen Interventionen ein moderner Stadtraum, der die spezifischen Ansprüche und Nutzungen in einem zentralen Ort zusammenfasst und eine prägnante Adresse im Quartier entstehen lässt.